(12) Antreiber: Sie schaden uns heute mehr als sie nutzen

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Ich bin immer (über-)pünktlich.
Und Sie?

Auch bitte ich (fast) nie um Hilfe!
Und Sie?

Und mir fällt nichts (von alleine) in den Schoß.
Und Ihnen?




Alle diese Verhaltensweisen haben mit meinen Erfahrungen während der Kindheit zu tun. Damals war es sicher gut und richtig für mich, dass ich mir z. B. sagte, ich müsse immer pünktlich sein. Dieses Verhalten passte bestimmt in mein familiäres Umfeld, sonst hätte ich mich nicht selbst „angetrieben“ mit den Worten: Beeil dich!

Raus aus den Kinderschuhen

Heute jedoch ist dieser Antreiber nicht mehr wirklich passend. Ich bin sozusagen aus den „Kinderschuhen“ herausgewachsen. Aber ich trage die viel zu „kleinen“ Schuhe noch immer. Und das verursacht mir manchmal Stress. Und zwar immer dann, wenn ich es mit unpünktlichen Menschen zu tun habe, auf die ich warten muss.

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Und hin und wieder verursache ich auch bei meinen Mitmenschen Stress.

Nämlich dann, wenn ich 15 Minuten vor der verabredeten Zeit vor der Haustür stehe und die Gastgeber noch mit dem Abschmecken der Suppe beschäftigt sind.




Das Interessanteste ist jedoch, dass es mir selbst nicht gefällt, wenn ich mich mit Freunden verabrede und diese dann auch viel zu früh vor meiner Tür stehen.

Unsere Erfahrungen prägen unser Verhalten

Jeder von uns ist in einer Familie oder in einem familienähnlichen System großgeworden. In jedem System gelten andere Regeln. Als wir Kinder waren, haben wir uns diesem System, in dem wir lebten, angepasst. Wir haben unsere individuellen Erfahrungen gemacht. Und daraus entstanden dann unsere „Antreiber“, die uns geholfen haben, gut durch diese Zeit zu kommen.

Es kann aber auch sein, dass diese „Antreiber“ uns als Kind ganz bewusst als „Lebensregeln“ von Erwachsenen mitgegeben wurden.

Wie sie entstanden, ist meiner Meinung nach jedoch gar nicht wichtig. Und solange sie uns als Erwachsene nicht das Leben schwermachen, dürfen sie auch bleiben.

Wenn wir jedoch bemerken, dass wir aufgrund eines möglichen „Antreibers“ immer wieder in eine für uns stressige Situation geraten, dann ist es an der Zeit, an diesem Thema zu arbeiten und es aufzulösen.

Die fünf Antreiber

Während meiner Coachingausbildung kamen wir auch auf diese Antreiber zu sprechen. Man geht davon aus, dass es fünf wichtige Antreiber gibt, auf die ich hier kurz eingehe.

Der erste Antreiber: Beeil dich

Wenn man als Kind schon zur Eile angetrieben wurde, dann will man als Erwachsener auch ein schnelles Tempo vorlegen. Nichts geht einem schnell genug. Und Unpünktlichkeit ist einem verhasst. Man fühlt sich innerlich getrieben und spornt sich selbst zur Schnelligkeit an.

Der zweite Antreiber: Sei perfekt

Vermutlich entstand dieser Antreiber während der Schulzeit. Wenn die Eltern nur mit den besten Noten und Höchstleistungen zufrieden waren, erfuhr das Kind sehr schnell, dass es keine Fehler machen durfte. Nur wenn etwas perfekt war, war es auch wertvoll.

Als Erwachsene kann es uns passieren, dass uns eigene Fehler total aus dem Gleichgewicht bringen. Kleinigkeiten, die sofort aus der Welt geschaffen werden könnten, beschäftigen uns dann stundenlang, da wir als Kind nicht gelernt haben zu improvisieren.

Der dritte Antreiber: Sei stark

Wer als Kind von seinen Eltern gesagt bekam, er solle stark sein, dem wurde unbewusst auch vermittelt, keine Gefühle zu zeigen. Denn Gefühle stellen eine Schwäche dar. Und man darf ja nicht schwach sein.

Als Erwachsener hat man dann das Problem, sich selbst zu fühlen. Zu fühlen, was einem gut tut und was nicht. Denn man hat als Kind ja das Fühlen einfach abgestellt. Körperliche Signale werden nicht wahrgenommen oder so lange heruntergespielt, bis es zu einem gesundheitlichen Zusammenbruch kommt.

Der vierte Antreiber: Mache es anderen recht / Sei gefällig

Hier könnte es sein, dass man als Kind die Erfahrung gemacht hat, erst dann die notwendige Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn man die Erwartungen der Eltern (über-) erfüllte. Man hat seine eigenen Bedürfnisse den Bedürfnissen anderer untergeordnet, um so im „Familiensystem“ zu überleben.

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Erwachsene sind dann oft so stark „überangepasst“, dass sie ständig damit beschäftigt sind, die Wünsche anderer zu erspüren und zu erfüllen. Sie haben verlernt, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören.

Dieser Antreiber steht in Verbindung mit dem Antreiber „Streng dich an“. 

Der fünfte Antreiber: Streng dich an

Hier geht es nicht um ein Ergebnis. Es geht einzig und allein um die „Anstrengung“ als solche. Als Kind haben wir die Erfahrung gemacht, dass unsere Eltern die Einstellung hatten, dass das Leben ein ständiger Kampf ist. Dass einem nichts in den Schoß fällt. Dass man nichts geschenkt bekommt. Und nur das, was man unter größter Anstrengung erreicht hat, von Wert ist.

Als Erwachsener lebt man nach dem Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Man unterliegt einem unbewussten Verbot, etwas mit Leichtigkeit und Freude zu tun.

Und was treibt Sie an?

Wenn Sie wissen möchten, wie Sie ein Leben genau nach Ihren Vorstellungen leben können, dann wäre es vielleicht hilfreich herauszufinden, welche Antreiber Sie daran hindern.

Unter der Kategorie „Übungen“ finden Sie alle meine Artikel in denen ich erkläre, wie Sie Ihre persönlichen Antworten erhalten. In meinem Gesundheits-Blog finden Sie noch weitere Übungen und Testmethoden.

Und wie immer bin ich gerne für Sie da, wenn Sie Hilfe benötigen oder Fragen haben.

Es grüßt Sie herzlich
Susanne Witschas

Und hier geht es zu meinem Gesundheits-Blog
www.naturheilpraxis-witschas.de/blog

Literaturnachweis: Renate Dehner, Ulrich Dehner, Introvision, 2015